Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung
Die Arbeit an den Themen in diesem Ressourcenpaket erfordert eine gute Beziehung zwischen der Lehrperson und der jeweiligen Klasse: Jugendliche sprechen nur dann mit Lehrer:innen offen über Emotionen und Bedürfnisse, wenn sie sich respektiert und gemocht fühlen. Andernfalls könnte es Widerstand gegen das Thema geben.
Darüber hinaus erfordert diese Themenarbeit eine bereits (teilweise) entwickelte Fähigkeit zur Selbstreflexion der Schüler:innen, damit sie sich in die Bedürfnisse anderer einfühlen können. Davon kann nicht immer ausgegangen werden. Daher sollten im Vorfeld Vereinbarungen über die gewünschte Arbeitsweise, für einen wertschätzenden Unterricht und für eine angenehme Arbeitsatmosphäre getroffen werden. Dies bietet zusätzliche Lernmöglichkeiten in den Bereichen Grundbedürfnisse und Strategien sowie Demokratie und Menschenrechte. Eine Möglichkeit, dies umzusetzen, ist die Arbeit in einem Klassenrat (mit definierten, spezifischen Aufgaben). Dafür eignet sich auch die Kennenlernen-Phase zu Beginn des Schuljahres: Zum einen lernen sich die Jugendlichen durch den Austausch über Grundbedürfnisse besser kennen, zum anderen definieren sie gleichzeitig die Basis für die gemeinsame Arbeitsweise in der Klasse.
Verfügbare Zeit
Ein kurzfristiges Verständnis des Konzepts kann rasch erreicht werden, längerfristig führt diese Arbeit aber nur dann zu einer tatsächlichen Verhaltensänderung, wenn diese emotional-empathischen Lernangebote wiederholt und durch Anregungen zum Perspektivwechsel trainiert werden. Eine weitere Herausforderung zeigt sich daher in einer effizienten und umsichtigen Planung.
Empfehlungen für das Zeitmanagement
Etablierung einer Grundhaltung
Eine Herausforderung bei der Arbeit mit dem Konzept der Grundbedürfnisse und Strategien kann sein, dass es sich nicht vorrangig um einen Wissensinhalt, sondern viel mehr um einen Prozess handelt. Es geht darum, eine demokratiefördernde Grundhaltung zu etablieren und die dafür notwendigen Kompetenzen zu trainieren.
Ein paar Tipps, um diesen Prozess zu unterstützen:
Altersgerechter Einsatz der Materialien
Achten Sie darauf, Ihre Schüler:innen nicht mit den Inhalten zu überfordern. Die Altersempfehlung ab 14 Jahren ist nur ein Richtwert. Wie bereits oben beschrieben, gibt es weitere Einflussfaktoren, die den Einsatz erleichtern, aber auch erschweren können.
Organisieren Sie einen Elternabend zum Thema
Stellen Sie auch den Erziehungsberechtigten das Konzept vor. Bringen Sie Beispiele aus dem Unterricht mit und zeigen Sie dabei Ergebnisse und Arbeiten der Schüler:innen (Auszüge aus Aufsätzen, Zitate von Lernenden, Geschichten aus dem Schulalltag, Beobachtungen, evtl. Verbesserungen in der Klassengemeinschaft etc.) Vielleicht können die Eltern mit Beobachtungen beitragen und berichten, wie weit die Jugendlichen zu Hause etwas erzählt haben.
Lernen durch Lehren
Je nach Alter und Kooperationsfähigkeit der Lernenden können Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Methoden an das Konzept heranführen. Eine Variante wurde bereits im letzten Kapitel vorgestellt. Diese Methode eignet sich gut für jüngere Schüler:innen, da die Lehrperson die Reflexionen und Diskussionen sehr gut steuern kann, indem die Inhalte präsentiert und Fragen dazu gestellt werden. Ältere Schüler:innen können bereits selbstständig Inhalte erarbeiten und präsentieren. Hierfür eignet sich die Methode "Lernen durch Lehren":
Die Klasse wird in fünf Gruppen unterteilt. Jeder Gruppe wird eines der fünf Grundbedürfnisse zugeordnet. Die Aufgabe der Gruppen besteht darin, das ihnen zugewiesene Grundbedürfnis selbst herauszuarbeiten, indem sie den Text zum jeweiligen Bedürfnis in Heft 1, Kapitel 1 lesen und die Übung dazu durchführen. Als "Expert:innen" für dieses Grundbedürfnis bereiten sie eine Präsentation für den Rest der Klasse vor, um ihren Klassenkamerad:innen dieses Bedürfnis zu erklären.
Rollenspiel:
Kapitel 5 in Heft 1 (Wie man Bedürfnisse ausdrückt) kann durch Rollenspiele entwickelt werden. Geben Sie den Schüler:innen die Zeit, sich eine konkrete Situation vorzustellen und darüber nachzudenken, wie sie ihr Bedürfnis gegenüber jemand anderem ausdrücken würden. Die Rollenspiele können dann entweder vor der ganzen Klasse vorgestellt werden oder Sie können die Klasse in kleine Gruppen einteilen, in denen zwei Schüler:innen das Rollenspiel präsentieren und die anderen aus dem Team beobachten und Feedback geben.
Verwendung von Teilen des ACT-Games
Wir entwickelten ein Spiel, das die Superpower-Karten von Level 2 des ACT-Games mit einer Historischen Episode kombiniert. Dabei gehört jede:r Schüler:in zu einer einem Team von 5 Personen. Jede:r Schüler:in wählt nun den Superhelden oder die Superheldin, den er/sie spielen will. Sie präsentieren sich nacheinander zunächst jeweils als körperliche Erscheinung und psychisches Portrait. Dann liest jemand die Ausgangssituation einer Historischen Episode bis zu dem Punkt vor, wo eine Entscheidung getroffen werden muss. Die Schüler:innen spielen diese Situation gemeinsam als Superhelden des von ihnen gewählten Bedürfnisses weiter und finden einen Ausgang zu dieser Geschichte.