3. So verwenden Sie die verschiedenen Tools

3.1 Bedürfnisse und Strategien" – Toolkit über Menschliche Grundbedürf-nisse und Strategien, diese zu erfüllen

3.1.4 Praktische Beispiele aus den einzelnen Testphasen (Piloten)

Kolibri Schule Welten AT

In unseren Workshops begannen wir mit einer Übung, die zwei Ziele verfolgte:

  1. Ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich jede:r wohl und respektiert fühlt.
  2. Die Schüler:innen unterschwellig mit dem Konzept der 5 Grundbedürfnisse bekannt zu machen.

Wir nannten die Übung: Kooperationsregeln

In einem ersten Schritt arbeitete jeder Schüler und jede Schülerin individuell mit einem Handout:

In einem zweiten Schritt las die Lehrkraft jede der Aussagen vor und bat die Schüler:innen, die diese Aussage aus der Liste ausgewählt hatten, aufzuzeigen. So erstellte die Lehrperson gemeinsam mit der Klasse eine "Top 5 – Liste" der Statements, die die meisten Stimmen erhielten.

In Schritt 3 arbeiteten die Schülerinnen und Schüler in Fünferteams daran, welche Regeln sie formulieren könnten, um sicherzustellen, dass diesen Bedürfnissen entsprochen wird. Zum Beispiel für die Aussage "... dass ich Neues entdecken und ausprobieren kann." Formulieren sie: "Es ist in Ordnung, Fragen zu stellen und Fehler zu machen, um daraus zu lernen."

Dann wurden die Gruppen neu gemischt. Die Schülerinnen und Schüler bildeten für jede der fünf Aussagen auf der Top-5-Liste eine eigene Gruppe. Auf diese Weise übertrug jede:r einzelne die Regel, die die eigene Gruppe erarbeitet hatte, auf diese neue Gruppe. Aufgabe der neu gebildeten Gruppen war es, aus den verschiedenen Beiträgen nun gemeinsame Regeln herauszuarbeiten.

Am Ende erstellte die Klasse gemeinsam ein Plakat mit den neuen Kooperationsregeln und jede:r Schüler:in unterschrieb es.

In einer nächsten Einheit bezog sich die Lehrkraft auf diese Aussagen und baute die Verbindung zu den fünf Grundbedürfnissen auf:

Sicherheit & Überleben

  • Es ist mir wichtig, dass ich mich sicher fühlen kann.
  • Mir ist wichtig, dass meine Grenzen respektiert werden.

Macht

  • Mir ist wichtig, dass ich mitmachen kann und meine Meinung gehört wird.
  • Mir ist wichtig, dass ich mitreden kann.

Freiheit

  • Mir ist wichtig, dass ich Entscheidungen treffen kann.
  • Mir ist wichtig, dass ich selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kann.

Spaß

  • Mir ist wichtig, dass ich Neues entdecken und ausprobieren kann.
  • Mir ist wichtig, dass wir Spaß haben.

Liebe & Zugehörigkeit

  • Mir ist wichtig, dass ich mich nicht ausgeschlossen fühle.
  • Mir ist wichtig, dass wir uns gegenseitig helfen und unterstützen.

Die Lehrperson warf die Frage auf, ob alle fünf Bedürfnisse in der Top 5 - Liste abgedeckt sind oder nicht. Nach einer Diskussion sammelten die Schülerinnen und Schüler weitere Aussagen zu jedem der Bedürfnisse in einem Brainstorming.

Als Hausaufgabe wurden die Schüler:innen gebeten, Kapitel 1 von Heft 1 zu lesen und einen Aufsatz über die in diesem Kapitel aufgeworfenen Fragen zu schreiben.

In der nächsten Doppelstunde arbeitete die Klasse an Kapitel 2 von Heft 1, in dem die fünf Grundbedürfnisse vorgestellt werden. Gemeinsam lasen sie die Texte zu den Grundbedürfnissen, diskutieren sie und machen dann die Übungen, einzeln oder zu zweit.

Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie man mit dem Konzept beginnen und die Hefte im Unterricht einsetzen kann. Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, die Materialien zu verwenden. Lassen Sie sich einfach von den Beschreibungen inspirieren. Als Expert:in können Sie die Materialien entsprechend Ihren pädagogischen Zielen und den individuellen Bedürfnissen Ihrer Klassen verwenden und anpassen.

Im nächsten Kapitel finden Sie weitere Möglichkeiten und Beispiele, wie Sie die Materialien im Unterricht einsetzen können.

Praxismittelschule der PH Steiermark (Graz, AT)

An unserer Ausbildungssekundarschule stehen die fünf menschlichen Grundbedürfnisse (Heft 1) im Vordergrund des sozialen Miteinanders. Im Fach "Soziales Lernen", das als eigenes Fach im Stundenplan verankert ist, sind „Live-Skills“ besonders wichtig. In diesen Lektionen beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema der Grundbedürfnisse. Die Übungen im Heft sind für die Lehrer:innen sehr hilfreich, um die einzelnen Unterrichtsabläufe zu unterstützen.

In mehreren Einheiten der Fächer Religion und Ethik werden die Ideen zu den Grundbedürfnissen und Strategien in der 3. und 4. Klasse vorgestellt: Mit Hilfe der Hefte lesen, diskutieren und arbeiten die Schüler:innen. In diesen beiden Fächern sind die Kinder an Reden, Diskussionen und Fragen zur menschlichen Existenz gewöhnt, sodass der Inhalt gut umsetzbar ist.

Gerade im Fach "Soziales Lernen", das fester Bestandteil des gemeinsamen und kreativen Lernbereichs mit den Klassenvorständ:innen in unseren Klassen ist, sind die "Grundbedürfnisse" gut anwendbar. Dabei geht es vor allem um Kinder, die aus den unterschiedlichsten Familienverhältnissen kommen. Die Übungen im Heft sind sehr hilfreich im Bereich der gegenseitigen Interaktion und geben den Schüler:innen ein Gefühl für ein besseres Verständnis der anderen Person. Als weitere Übung können den Schülerinnen und Schülern einige Situationen aus dem Alltag der Jugendlichen in kurzen Sätzen zum Bearbeiten gegeben werden, wobei jeder Situation ein bestimmtes Bedürfnis zugeordnet werden soll.

1 Klasse Gymnasium Oberstufe von Rafina (GR)

Unsere Schule ist eine Schule, die offen für die Gesellschaft und sehr aktiv bei sozialen Aktionen ist. Als Schule, die versucht, erfahrungsorientierte Ansätze für den Unterricht zu verwenden, verfolgen wir einen interdisziplinären Ansatz im Kontext verschiedener Fächer des Stundenplans.

Zum Beispiel: Das Handbuch "Menschliche Grundbedürfnisse" wird im Rahmen der sozialen und politischen Bildung diskutiert, dabei wird der Schwerpunkt auf Fragen der Demokratie und der Erziehung der Schüler:innen als Bürger:innen gelegt, die eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber Herausforderungen der modernen Gesellschaft entwickeln sollen.

Im Hauswirtschaftsunterricht ist ein Ziel, die Schüler:innen zu verantwortungsbewussten Verbraucher:innen auszubilden, die die Umwelt respektieren und sich um nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltige Entwicklung kümmern. Unterstützend wird das Schema zur Hinterfragung von Strategien (Heft 2) genutzt.