Liebe Lehrerin, lieber Lehrer,
das European Heart Projekt möchte jungen Menschen demokratische Werte näher bringen. Das Ziel ist demokratische Mündigkeit. Mündig sein in einer Demokratie bedeutet, dass ich mir ein eigenes Urteil bilden kann, dass ich folglich orientiert bin und dass ich auch entsprechend bereit bin, demokratisch zu handeln.
In der aktuellen politischen Bildung werden diese Fähigkeiten in Form von Kompetenzen definiert. Das Modell für demokratische Basiskompetenzen (Krammer, Kühberger & Windischbauer, 2008) unterscheidet vier grundlegende Bereiche voneinander. Wir wollen dieses Modell hier in stark verkürzter Form wiedergeben und einen Überblick darüber geben, welche Methoden in Anlehnung an dieses Modell im Unterricht eingesetzt werden sollten:
Abbildung 1: Modell für demokratische Grundkompetenzen
Im Prinzip finden wir dieses Modell für die politische Bildung an unseren Schulen sehr nützlich.
Unserer Meinung nach fehlt diesem Modell jedoch ein wesentlicher Bestandteil!
Wenn Sie sich noch einmal kurz die darin vorgeschlagenen Unterrichtsmethoden vergegenwärtigen, werden Sie folgende Anregungen finden:
Abbildung 2: grundlegende demokratische Fähigkeiten - kognitive Fähigkeiten
Es handelt sich also durchwegs um kognitive Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten sind zweifellos wichtig, wenn es darum geht, demokratisch verantwortlich zu werden und zu bleiben.
Bei dieser eher kognitiven Herangehensweise werden jedoch Emotionen tendenziell vernachlässigt. Wenn wir aber Emotionen unter dem Gesichtspunkt betrachten, welche Rolle sie dabei spielen, wie wir uns unsere Meinung bilden, also bei unserer Wahrnehmung und unserem Denken, und welche Rolle Emotionen auch bei dem spielen, was wir tun und was wir vermeiden zu tun, dann müssen wir auch Folgendes bedenken:
Emotionen erfüllen kognitive Funktionen (Nolting, Paulus, 1993), indem sie beeinflussen, wem oder was wir unsere Aufmerksamkeit schenken, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen und wie wir verschiedene Merkmale von Lebenssituationen interpretieren und erinnern. Und Emotionen können bestimmte Verhaltensweisen aktivieren und kontrollieren, aber genauso gut auch blockieren. Emotionen können uns zur Passivität verleiten oder uns anspornen, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen.
Abbildung 3: Emotionen und kognitive Funktionen
Und die Alltagsbeobachtung zeigt auch, dass Politik, vor allem in Zeiten des Wahlkampfs, sehr wenig durch rationale Botschaften gemacht wird. Politikerinnen und Politiker senden überwiegend emotionale oder sogar emotionalisierte Botschaften: in Diskussionen, bei Pressekonferenzen, in Interviews, in Sendungen, auf Social-Media-Kanälen, in Werbespots, etc.
Politiker:innen sprechen häufig eine Sprache, die an Gefühle appelliert, sie versuchen, Emotionen zu erzeugen. Daher betonen sie oft mehr die emotionalen Aspekte, die persönlichen Erfahrungen und Gefühle, und weniger die sachlichen Aspekte.
Warum? Weil man durch die Emotionalisierung von Informationen verstärkt das Interesse und die Aufmerksamkeit der Menschen erreicht, da die vermittelten Informationen dadurch verständlicher werden.