1 Erfahrungen der teilnehmenden Schulen mit den Testläufen

Griechenland: Drittes „Projektlabor“ von Ostattika, Rafina 

In Griechenland nahmen drei Schulen des „Directory of Secondary Education“ (Zusammenschluss für Sekundarbildung) von Ostattika am Pilotieren der European Heart – Materialien teil: eine Unterstufe (12-14 Jahre), ein allgemeinbildendes Gymnasium und eine technische Berufsschule (15-17 Jahre).

Die Unterstufe II verfolgte einen zweigleisigen Ansatz: Die Projektaktivitäten wurden im Geschichtsunterricht und in einer projektbasierten Lerngruppe eingeführt, die außerhalb der Schulzeiten tätig war und dem Projekt EUROPEAN HEART gewidmet war. Jene Lernende, die das allgemeinbildende Gymnasiun besuchen, bereiten sich auf Prüfungen am Ende der dritten Klasse für die Zulassung zur Hochschulbildung vor. Daher gibt es absolut keinen Raum für Abweichungen vom Lehrplan, der eindeutig die Vorbereitung auf die Prüfungen fokussiert. Aus diesem Grund nahmen Schülerinnen und Schüler, die Interesse an dem Projekt zeigten, an den außerschulischen Workshops der Gymnasialgruppe teil. Das technische Berufsgymnasium verfolgte einen anderen Ansatz: Einige Schüler:innen nahmen an der Gymnasialgruppe teil, andere arbeiteten in den Workshops, die an ihrer Schule organisiert wurden. Sie zeigten sehr großes Interesse an den praktischen Aktivitäten und am Bauen. Sie arbeiteten sehr intensiv und mit bewundernswerter Professionalität am Puppenbau für die Filme.

Eine Gruppe von Schüler:innen aus verschiedenen Fachrichtungen – Kosmetiker:innen, Friseur:innen, Ingenieur:innen – arbeiteten zusammen, um die Puppen herzustellen, und die Ergebnisse waren nicht nur in Bezug auf die Produkte selbst, sondern vor allem in Bezug auf die Art und Weise, wie die Schüler:innen zusammenarbeiteten, erstaunlich.

Die Lehrer:innen setzen die Grundideen des Projekts in die Praxis um, d.h. sie passten das Projekt an die Grundbedürfnisse der Schüler:innen an und nicht die Schüler:innen an die Grundbedürfnisse des Projekts.

 

Abbildung 8: Sarrigeorgiou, G. (2021). Die Puppen wurden vom 3. Laborzentrum von Ost-Attika geschaffen. [Foto]. Rafina. 3. Laborzentrum von Ostattika.

 

Im Geschichtsunterricht konzentrierten sich die Klassen gemäß dem nationalen Lehrplan darauf, wie verschiedene Menschen in der Vergangenheit versuchten, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, und ob sie dies auf eine Weise taten, die für alle beteiligten gut war. Die Schüler:innen befassten sich mit der historischen Episode, die in Griechenland mit dem Titel „3. September: Die Nacht, die das moderne Griechenland veränderte“ erstellt worden war und mit der österreichischen Episode „Brot für Paris“. Auch die österreichische Episode mit dem Titel „Tritt aus dem Schatten“ und die französische Episode mit dem Titel „Die Farbe der Vanille“, die nicht direkt mit den Geschichtslehrplänen in Griechenland verbunden waren, wurden in der Gruppe bearbeitet.

In Bezug auf die Wahl des Themas der historischen Episode war die vertiefende Bearbeitung zur Themenwahl bereits sehr wichtig. Die Lernenden entdeckten in der historischen Episode ein wegweisendes Ereignis für die Entwicklung der griechischen Demokratie, das auch eine Inspiration für den Kampf gegen die Diktatur darstellt und in Griechenland für Theater und Kino ("Unser großer Zirkus") aufbereitet wurde. Die Episode enthält aber auch Verweise auf die Gegenwart: Der Mangel an Demokratie auf den verschiedenen Ebenen des persönlichen, familiären und sozialen Lebens wirkt sich auf die Gesellschaft und insbesondere auf die Jugend aus.

Und tatsächlich gelang es den Schüler:innen, die Schulgemeinschaft in die Entwicklung des Drehbuchs und des Kurzfilms (gesamtschulischer Ansatz) einzubeziehen. Dabei nahmen die Eltern/Erziehungsberechtigten aktiv teil und unterstützten die Kinder. Es ergab sich eine Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der lokalen Gemeinschaft, die ihnen auch Materialien für ihre Aktivitäten zur Verfügung stellten, ebenso auch mit politischen Entscheidungsträger:innen. Schließlich zog die Arbeit der Kinder auch das Interesse des ehemaligen Premierministers des Landes, der UNICEF, des Bildungsministeriums, von Universitäten und Forscher:innen aus der ganzen Welt auf sich.

An der technischen Berufsschule haben die Schüler:innen die Möglichkeit, sowohl ihre berufliche Fachrichtung auszuüben als auch ihre Talente unter Beweis zu stellen. Die Schulgemeinschaft hatte die Möglichkeit zu sehen, dass in einem Projekt nicht nur akademische Fähigkeiten und Talente wertvoll sind, sondern auch praktische Fähigkeiten, Vorstellungskraft, Einfallsreichtum und Kreativität. Schließlich hat die Gemeinschaft der Lernenden durch die eigene Erfahrung verstanden, dass wir gemeinsam besser und mehr erreichen können!

Der Nutzen für die Lernenden ging weit über die Ziele des Projekts hinaus. In der folgenden Tabelle sind Beobachtungen zusammengefasst, inwiefern sich die Arbeit mit den European Heart Materialien positiv auf das Verhalten der Schüler:innen auswirkte:

Stärkung von Selbstbewusstsein und Persönlichkeit

Beobachtung: Sehr schüchterne Schüler:innen, deren Anwesenheit nicht einmal im Klassenzimmer zu spüren war, fanden ihren Platz und ihre Rolle in den Aktivitäten des Projekts und glänzten vor den Kameras.

Verbesserung der sozialen Kompetenzen

Beobachtung: Die Schüler:innen verstanden den Wert der Gewaltfreien Kommunikation und begannen, positive Wege der verbalen und nonverbalen Kommunikation wie Sprache, Gestik, Mimik und Körpersprache zu wählen. Diese bewusste Entscheidung für positives Verhalten hatte den Effekt, Mobbing deutlich zu reduzieren, das mehr auf Rücksichtslosigkeit und mangelndem Bewusstsein für die Konsequenzen für andere zu beruhen schien als auf aufrichtiger Absicht, jemand anderem zu schaden.

Entwicklung von kritischem Denken und kritischem Hinterfragen von Fakten und Nachrichten

Beobachtung: Die meisten Projektaktivitäten fanden mitten in der Pandemie statt. Die Art und Weise, wie die Kinder begannen, die historischen Episoden auf ihre Lebenswelt zu übertragen, half ihnen, Informationen kritisch zu behandeln, die sowohl in den sozialen Medien als auch über offizielle staatliche Medienkanäle verbreitet wurden.

Erhöhte Eigenverantwortung

Beobachtung: Von Beginn des Projekts an stellten die Lehrer:innen sicher, dass die Schüler:innen Eigenverantwortung für das Projekt entwickelten. Die Lehrer:innen waren immer da, um die Schüler:innen zu unterstützen, aber letztendlich war dies ihr Projekt. Die Idee, dass sie ihren eigenen Film von Anfang bis Ende erstellen und ihn veröffentlicht sehen würden, ließ die Kinder wie Profis handeln. Der Beitrag aller war wertvoll und sie alle mussten eine verantwortungsvolle Rolle für den Erfolg der gemeinsamen Sache spielen. Selbst wenn jemand einer Verpflichtung nicht nachkam, z.B. an einem Tag nicht an einem Workshop teilnahm, war er/sie sich der Situation bewusst und stellte sicher, dass er/sie sich beim nächsten Mal revanchierte, indem beispielsweise mehr Zeit beim nächsten Workshop investiert wurde. Die Freiwilligkeit der Teilnahme der Schüler:innen und das Wissen, dass sie das Recht hatten, jederzeit, ohne Erklärung und ohne Konsequenzen zurückzutreten, wirkten sich ebenfalls sehr positiv aus. Diese Tatsache machte ihr moralisches Engagement für das Projekt und die Gruppe noch nachhaltiger. Dies ist eine Lektion, die (politische) Entscheidungsträger:innen bei der Gestaltung von Pflichtschulaktivitäten berücksichtigen sollten.

Stärkung des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit

Beobachtung: Die Schulgemeinschaft unserer Stadt arbeitete von der Sekundarstufe I bis zur Sekundarstufe II unter Beteiligung sowohl der allgemeinen Oberschule