Partizipation in der Schule wird im pädagogischen Kontext als die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an allen für sie relevanten Entscheidungen im Lern- und Lebensraum der Schule verstanden. Die Beteiligungsmöglichkeiten orientieren sich an altersgerechten Angeboten zur Übernahme von Verantwortung und Autonomie (Reicher, 2017). Für den Philosophen John Dewey haben Schulen die Aufgabe, die Gesellschaft kindgerecht zu unterrichten. Dazu gehören unter anderem Bildung in Verantwortungsbewusstsein und Kritikfähigkeit (Dewey, 2008, zitiert in Konrad & Knoll, 2018). Demokratie bedeutet auch, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können; dies muss daher auch in der Bildung und im Zusammenleben in der Gemeinschaft verankert werden (Dewey, 2008). Die Praxis demokratischen und solidarischen Verhaltens sollte von Lehrer:innen begleitet werden, die sich von den demokratischen Werten der Freiheit und Selbstentfaltung leiten lassen und sich für Gleichberechtigung einsetzen (Dewey, 2008).
Die Lernkultur ist geprägt von demokratischen Werten und gleichberechtigten Kommunikationsformen. Im Idealfall erhalten die Akteur:innen im Lernraum Schule vielfältige Möglichkeiten, sich zu beteiligen, mitzureden und wichtige Aufgaben mitzugestalten. Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung und Partizipation der Lernenden im Unterricht bieten beispielsweise Verantwortungsbereiche im Klassenmanagement, demokratische Gremien innerhalb der Klassengemeinschaft wie der Klassenrat, Peermediation und Konfliktmediation sowie die Selbststeuerung im Lernprozess durch die Schülerinnen und Schüler.
Darüber hinaus wird die Schuldemokratie aber auch als wesentlicher Faktor innerhalb der Schulkultur gesehen; die Lernenden sollen soziale Umgangsformen und Demokratie durch kollaborative Gestaltung des Lernraums erfahren. Daher ist es wichtig, dass die Schulkultur als Ganzes und nicht nur der Unterricht als Modell für Lernerfahrungen fungiert. Wenn Wertschätzung, Solidaritätserfahrung und gesellschaftliche Anerkennung von der Institution Schule selbst oder von Individuen verweigert werden, wird das Erlernen von Demokratie (auch im Klassenzimmer) scheitern.
Hier kann die Schulleitung durch die Schaffung anerkannter Beteiligungsstrukturen für die Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler (z.B. Schüler:innen-Parlament, Klassensprecher:innen ...) unterstützen, wobei diese Gremien zur Mitbestimmung ein Spiegelbild der Vielfalt der Zusammensetzung aller Personengruppen im Schulleben darstellen soll. Die Mitglieder dieser Gremien sollten in einem fairen und transparenten Wahlverfahren gewählt werden, und diese sollten als vollwertige Teile des Meinungsbildungsprozesses anerkannt werden. Darüber hinaus sollten Prozesse definiert werden, die sicherstellen, dass Teilhabe unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Beeinträchtigung usw. möglich ist. Nicht zuletzt braucht es natürlich realistische und sinnvolle Handlungsfelder zur Mitbestimmung und Mitgestaltung des Schullebens.
Die positive, demokratische Gestaltung des Schulklimas zeigt Wechselwirkungen mit dem Wohlbefinden von Lernenden und Lehrenden. Ergebnisse der Schulforschung zeigen zudem, dass sich die indirekte Wertebildung über eine demokratisch-partizipative Schulkultur positiv auf die Gewaltprävention in Schulen auswirkt (Schubarth et al., 2017). Motivation und wahrgenommene Sinnhaftigkeit können so gesteigert und Stressfaktoren reduziert werden. Diese Zusammenhänge zwischen Schulerfolg und Teilhabechancen können nachgewiesen werden (Schroll, 2016).