15 Die Fragen vom Anfang

Wir haben sie im Folgenden nochmals hervorgehoben:

Ist unser Handeln denn grundsätzlich rational begründet? Treffen wir denn großteils Entscheidungen, weil wir vorher gut abgewogen haben, was die beste Entscheidung ist?

Bei unseren Entscheidungen sind immer auch Emotionen im Spiel. Diese Emotionen stehen im Zusammenhang mit unseren Grundbedürfnissen. Ist eines oder mehrere unserer Grundbedürfnisse nicht erfüllt, so haben wir ein unangenehmes Gefühl, das uns auffordert etwas zu tun, damit wir uns wieder besser fühlen können. Wenn wir bei unseren Entscheidungen Empathie für uns selbst, für andere und für uns alle in der Zukunft aufbringen können, gehen wir sicherlich einen Schritt in eine richtigere Richtung.

Gibt es immer, oder zumindest meistens, rationale Gründe für das, was wir befürworten? Stimmen wir dem zu oder lehnen wir das ab, worüber wir uns im Voraus gründlich informiert haben?

Natürlich spielen Informationen eine wichtige Rolle. Aber es ist bei weitem nicht so, dass wir alle Entscheidungen allein auf der Grundlage rationaler Überlegungen treffen. Bei der Choice-Theorie handels es sich um eine Motivationstheorie. Eines der Postulate dieser Theorie ist, dass unsere Grundbedürfnisse uns ständig zum Handeln motivieren. Und hier kommen unsere Emotionen ins Spiel. Wir fühlen uns unwohl, wenn wir feststellen, dass eines oder mehrere unserer Grundbedürfnisse gerade nicht befriedigt werden. Letztlich sind es die Emotionen, die uns den Antrieb geben, eine Entscheidung zu treffen und das Entschiedene dann auch umzusetzen. Es ist wichtig, dass wir erkennen, welche unserer Grundbedürfnisse in einem bestimmten Moment betroffen sind. Dann können wir uns auf die Suche nach einer guten Strategie machen (gut für mich selbst, gut für andere und gut für uns alle zusammen in der Zukunft).

Wie treffen wir Menschen Entscheidungen? Was beeinflusst unser Denken, Fühlen und Handeln??

Wenn wir wissen, dass Emotionen unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen, dann ist es besonders wichtig, einen guten Zugang zu ihnen und den dahinterliegenden Bedürfnissen zu haben.

An dieser Stelle wollen wir nochmals auf Marshall Rosenberg, den Begründer der Gewaltfreien Kommunikation verweisen, der sagt: „Alles, was wir tun, tun wir aufgrund von Bedürfnissen. Alle Bedürfnisse dienen dem Leben. Nichts, was wir tun, ist schlecht. Aber manche Strategien zur Befriedigung unserer Bedürfnisse entfremden uns von anderen (Rosenberg, 2002).

Ein guter Zugang zu unseren eigenen Gefühlen und zu den Gefühlen anderer unterstützt rücksichtsvolles, respektvolles und damit auch demokratisches Verhalten.

Und welchen Beitrag kann die Schule an sich leisten, junge Menschen darin zu unterstützen, zu mündigen und verantwortungsbewussten Staatsbürger:innen zu werden? Können wir Menschen etwas aus der Geschichte lernen? Ist dies überhaupt möglich, wenn man jüngste sehr besorgniserregende Entwicklungen im Blickfeld hat?

Die Schule darf nicht aufhören, ein Ort zu sein, an dem sich unsere Kinder entfalten können. Viel wichtiger als ständige Leistungsanforderungen ist es, dass die Kinder lernen, miteinander zu kooperieren und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Dann können sie sich frei entfalten. Dann können sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dann können sie andere Menschen und deren Meinungen akzeptieren und gemeinsam nach guten Lösungen im Sinne einer guten Strategie (gut für mich, gut für die anderen und gut für uns alle zusammen in der Zukunft) suchen.