1 Über die Bedeutung der Schulkultur

„Was uns berührt, verwandelt uns.“

Carl Gustav Jung

Wenn ein Schüler oder eine Schülerin 18 Jahre alt ist, hat er oder sie zwischen 11.500 und 17.000 Stunden in der Schule verbracht. Wir können also davon ausgehen, dass die Kultur, die in der jeweiligen Schule herrscht, die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schüler:innen beeinflusst – bewusst oder unbewusst. So auch deren Werte.

Werte geben unserem Leben Halt, Orientierung und Sinn. Entsprechend dem European Heart Konzept kommt die Ebene der Werte dann ins Spiel, wenn es darum geht, eine Strategie zu entwickeln.

Abbildung 1: Wie Werte die gewählte Strategie beeinflussen (Susanne Linde, 2023)

 

Schule also Ihre Schüler:innen darin unterstützen möchte, sich zu verantwortungsvollen Bürger:innen zu entwickeln, muss man sich überlegen, welche Werte man Ihnen -direkt oder indirekt - vermittelt.

Sobald man ein Schulgebäude betritt, gibt es sichtbare Anzeichen dafür, was dieser Gemeinschaft wichtig ist, welcher Haltung und welchen Fakten besonderer Wert beigemessen wird: seien es Trophäen für sportliche Siege oder Urkunden für bürgerschaftliches Engagement. Innerhalb der Schule drückt sich diese Haltung auch als Schulkultur durch Veranstaltungen, Festtage oder durch Sprache aus. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich auch, wie viel Wert auf ein demokratisches Miteinander, einen respektvollen Umgang und die Teilhabe aller am Schulleben gelegt wird.

Ein gemeinsamer Konsens über schulische Werte, eine wertschätzende Schulkultur, Partizipationsmöglichkeiten und das Bewusstsein der Lehrkräfte für ihre Vorbildfunktion wirken sich positiv auf die Werte von Demokratie und Menschenrechten aus (Schubarth et al., 2017). Im Lebensraum Schule wird das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit erfüllt und es werden die Regeln des Zusammenlebens in einer größeren Gruppe gelernt und geübt. Arbeitsorganisation, Praxis demokratischer Verfahren, geteilte Verantwortung und Aushandlungsprozesse in gesellschaftlichen Kontexten werden dabei ebenso berücksichtigt wie die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Beziehungen, Anerkennung und Selbstverwirklichung. Daher muss das Zusammenleben in der Schule bewusst als Erfahrungsfeld und Gemeinschaftsaufgabe gestaltet werden.

Wir glauben, dass es in unseren Schulen Möglichkeiten zum emotionalen Lernen für junge Menschen geben muss. Wir dürfen nicht vergessen, dass Emotionen sowohl das Handeln als auch das Denken stark beeinflussen. Dies kann neben der Aneignung von Wissen weitere Werte vermitteln, wie z.B. Kooperation oder Engagement für andere Menschen.